Über sich hinauswachsen – die mentale Komponente beim Training

Menschen sind zu enormen Leistungen imstande, die sich im Normalzustand gar nicht absehen lassen. Allerdings bricht diese inhärente Kraft nur bei sehr wenigen hervor, zumindest nicht im alltäglichen Leben. Oft braucht es leider extreme Stress-Situationen, damit eine Person spontan über sich hinauswächst und eine Höchstleistung vollbringt, die alle in Erstaunen versetzt. Doch wer gewillt ist, der kann sich im regulären Training darauf eichen, über sich selbst hinauszuwachsen und so Ziele zu erreichen, die andere nicht einmal ins Auge fassen. Dafür braucht es aber ganz viel mentale Kraft – und einen starken Willen.

Lass dich nicht mehr runterziehen oder ablenken

Hast du schon einmal einen Tag erlebt, an dem du einen Schweinehund nach dem nächsten überwinden konntest, um dann über deine übliche Leistungskraft hinauszuwachsen? Das hatte sicherlich nicht nur mit übersprudelnder körperlicher Gesundheit zu tun, sondern auch damit, dass deine mentale Stärke zu jenem Zeitpunkt auf dem Höhepunkt lag. Es ist also fundamental wichtig, dass du immer gut darauf achtest, was dich motiviert und innerlich stark macht, damit dein Training immer erfolgreicher wird.

Dinge, die dich runterziehen und ablenken, sollten besser aus deinem Leben verschwinden, wenn du zu jemanden werden willst, der regelmäßig über sich hinauswächst. Außerdem gilt es, immer wieder deine eigenen Grenzen zu sprengen, auch wenn es gerade schwerfällt. And diesen Beispielen kannst du lernen, wie es geht:

1. Extrem-Kletterer Alex Honnold

Um über sich hinauszuwachsen, ist nicht nur ein eiserner Wille notwendig, sondern auch ein Beherrschen der Angst. Der Boulder-Experte Alex Honnold sagte in einem Interview unlängst Folgendes: "Wenn man seine Angst nicht kontrollieren kann, versucht man ihr bloß aus dem Weg zu gehen." Hinter diesem Zitat steht eine unglaubliche Geschichte, die zuletzt auch verfilmt wurde. Der Extrem-Kletterer bestieg den El Capitan, einen 600 m hohen, steil-aufragenden Felsen, vollkommen ohne Sicherheitsausrüstung.

Die mentale Vorbereitung rettete dabei sein Leben, den Honnold ging nicht einfach so zum Angriff über. Er studierte den Felsen visuell, erforschte sämtliche Kerben, an denen er sich festhalten konnte. Der Kletterkünstler bereitete sich besonders intensiv auf die schwierigen Passagen vor und begann sein aktives Werk erst, als er sich seines Weges sicher war.

So sei auch du: furchtlos – aber niemals kopflos.

2. Base-Jumper Felix Baumgartner

Sein Stratosphärensprung im Oktober 2012 blieb sicherlich jedem im Gedächtnis, der davon gehört hat: Felix Baumgartner wagte es, aus 40 km Höhe auf die Erde hinabzuspringen und dabei im freien Fall die Schallgeschwindigkeit zu erreichen. Nach mehr als 4 Minuten des pausenlosen Abstürzens zog er seinen Fallschirm und landete etwa 5 Minuten später sicher und sanft auf der Erde. Hier war neben einer enorm langwierigen Vorbereitungsphase nicht nur jede Menge Mut im Spiel, sondern auch eine herausragende Technik.

In einer eigens konzipierten Druckkapsel schwebte Baumgartner mit einem Heliumballon in Richtung Weltall und im anschließenden freien Fall trug er einen Stabilisierungsschirm bei sich, der im Notfall seine Rotationen gestoppt hätte. Aus der Zusammenarbeit mit Red Bull resultierten die notwendigen finanziellen Mittel, die der Base-Jumper niemals selbst hätte aufbringen können. Logistische und technische Unterstützung kamen auch von der NASA und der US Air Force.

So sei auch du: eigenständig – aber nie ohne verlässliche Partner.

3. Bergsteigerlegende Reinhold Messner

Reinhold Messner ist es gelungen, sämtliche Achttausender der Erde ohne zusätzliche Sauerstoffzufuhr zu besteigen. 14 felsige Riesen sind es an der Zahl, die ihm zu Füßen lagen. Jeden einzelnen von ihnen hat er als einer der ersten Menschen überhaupt bezwungen, jedenfalls lag er nie unter Platz 20. Aber damit hat der Extrembergsteiger seine Karriere nicht begonnen, er übte sich zuerst an den Alpen, direkt vor seiner Haustür.

Ihm gelang 1965 die Erstbesteigung der Ortler-Nordwand mit ihrer langen Eisfläche. Darauf folgten noch viele weitere Erstbegehungen auf heimatlichem Grund, bis dann endlich die Anden an der Reihe waren. Messner wagte sich dort auf den Yerupaja Chico, dessen 6.121 Meter hohen Gipfel noch kein Mensch erklommen hatte. Gleich zweimal zog es ihn ohne Sauerstoffzufuhr auf den Mount Everest: Das hatte vor ihm noch niemand überlebt!

So sei auch du: zielgerichtet – aber nicht überstürzt.

4. Wüstenläuferin Anne-Marie Flammersfeld

Diese beachtenswerte Frau ist leider nicht so sehr bekannt wie die drei oben genannten Männer, und doch hat sie Spektakuläres vollbracht. Als erste Frau überhaupt gewann sie die 4 Desert Series von "Racing the Planet", das heißt, sie lief 1000 Kilometer weit durch insgesamt vier verschiedene Wüsten. Flammersfeld gehört der deutschen Nationalmannschaft im Ultra-Running-Trail an, sie lief 2015 in Weltrekordzeit auf den Kilimandscharo.

Somit gilt sie durchaus als echtes Vorbild für alle, die sich selbst gern auf Höchstleistungen trimmen möchten – nicht nur beim Laufen. Ihr Antrieb, so sagt sie, kommt von innen und wird nicht durch Erwartungen von außen geweckt. Dementsprechend braucht sie keine Anerkennung von anderen Menschen und ist absolut damit zufrieden, nach einem neuen persönlichen Rekord in sich selbst hineinzulächeln.

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So sei auch du: selbstmotiviert – aber nicht abhängig von äußerer Anerkennung.

Den meisten Menschen, die lernen möchten, über sich selbst hinauszuwachsen, wird wahrscheinlich der letzte Punkt die größten Schwierigkeiten bereiten. Denn: Was sind schon die tollsten Höchstleistungen wert, wenn niemand danebensteht und Beifall spendet? Dem müssen wir entgegenhalten: Wie kann ein Mensch ohne eigene, flammende Leidenschaft Höchstleistungen vollbringen?